So erkennst du eine Histaminunverträglichkeit 11.07.2024
Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Juckreiz, Nesselsucht:
Die Anzeichen einer Histaminunverträglichkeit können auf den ersten Blick leicht mit einer Nahrungsmittelallergie verwechselt werden. Tatsächlich handelt es sich jedoch um eine sogenannte Pseudoallergie, bei der das Immunsystem nicht direkt involviert ist, im Gegensatz zur „klassischen" Allergie. Doch was steckt genau hinter dieser Form der Unverträglichkeit?
Im Mittelpunkt steht das Gewebshormon Histamin. Vom Körper selbst produziert, dient es als Botenstoff und übernimmt vielfältige Aufgaben. So regt Histamin beispielsweise die Magensaftbildung an, fördert Entzündungsprozesse und wird auch bei allergischen Reaktionen ausgeschüttet. Das erklärt ähnliche Symptome bei Allergien und Histaminunverträglichkeit.
Aufnahme und Abbau und Verträglichkeit von Histamin
Neben der Herstellung im Körper gelangt Histamin auch über die Nahrung in den Organismus. Bei den meisten Menschen führt der Verzehr von entsprechenden Lebensmitteln allerdings nicht gleich zu Beschwerden. Das liegt vor allem an dem Enzym Diaminoxidase, kurz DAO, welches Histamin abbauen kann. Ist dieses jedoch nicht ausreichend vorhanden oder aktiv, so reichert sich der Botenstoff im Körper an und die Symptome entstehen.
Die verträgliche Menge an Histamin kann dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich hoch sein, eine allgemeingültige Grenze gibt es somit praktisch nicht. Das zeigt sich auch in der Ernährungstherapie, bei der die individuelle Verträglichkeit im Vordergrund steht, Lebensmittel also nicht generell ausgeschlossen werden. Es ist aber vor allem wichtig zu verstehen, dass sich Histamin aus der Nahrung im Körper ansammeln kann. Demnach ist die Auswahl der Lebensmittel über den Tag hinweg von entscheidender Bedeutung.
Beispiel einer histaminbedingten Beschwerde
Dies lässt sich gut an einem Beispiel verdeutlichen, in welchem sich bei einer Frau namens Sonja histaminbedingte Beschwerden erst ab einem fiktiven, addierten Wert von 6 bemerkbar machen und in welchem die genannten Lebensmittel jeweils einen symbolischen Wert von 2 haben. Verzehrt Sonja nun abends stark histaminhaltige Lebensmittel wie geräucherte Wurstwaren, Hartkäse und ein Glas Rotwein, so überschreitet sie ihren Grenzwert und entwickelt Beschwerden. Zudem könnte eine ungünstige Nahrungsmittelauswahl am darauffolgenden Tag möglicherweise eher Symptome hervorrufen, wenn Sonjas Körper bis dahin nicht genügend Histamin abgebaut hat.
Es wird deutlich, wie wichtig eine genaue Beobachtung der Ernährungsgewohnheiten ist. Denn obwohl Sonja die Lebensmittel einzeln wohl vertragen hätte, führte insbesondere deren Kombination zu der Symptomatik.
Gerade deshalb ist es auch so wichtig, sich gut mit Lebensmitteln auszukennen. Denn Betroffene müssen selbst herausfinden, welche Nahrungsmittel von welcher Marke, in welcher Reifestufe und in welcher Portionsgröße problematisch sind. Dabei kann Histamin sowohl natürlicherweise in Lebensmitteln vorkommen als auch erst durch bestimmte Prozesse entstehen. Tomaten, Avocados, Sojaprodukte und Hülsenfrüchte sind beispielsweise von Natur aus histaminhaltig. Bei fermentierten Nahrungsmitteln können dagegen Gärungsprozesse durch Mikroorganismen zur Histaminbildung führen. Zudem erhöhen eine lange Lagerungsdauer sowie eine längere Reifezeit den Histamingehalt. Typische Beispiele sind Hart- sowie Schimmelkäse, Lebensmittelkonserven, Geräuchertes, Fixprodukte,
Dessertpulver mit Hefeextrakt, Bier und Wein.
Weitere problematische Faktoren
Im Bezug auf Lebensmittel ist allerdings nicht nur das Histamin selbst problematisch. So können nämlich sogenannte Histaminliberatoren die Freisetzung von körpereigenem Histamin erhöhen sowie das histaminspaltende Enzym DAO durch einige Stoffe in der Nahrung gehemmt werden. Lebensmittel, die zwar histaminarm sind, aber trotzdem zur Verschlechterung der Beschwerden beitragen, sind unter anderem Schokolade und Zitrusfrüchte. Gleiches gilt für Zusatzstoffe wie Konservierungsmittel, Farbstoffe und Geschmacksverstärker.
Wie es ein paar Betroffene vielleicht auch schon während der Pollenzeit bemerkt haben, werden histaminhaltige Speisen unter bestimmten Umständen schlechter vertragen. Bezogen auf das Thema Allergie wird dabei nämlich zusätzlich körpereigenes Histamin ausgeschüttet. Deshalb kann es passieren, dass ein Mensch mit einer vergleichsweise guten Toleranz für histaminhaltige Lebensmittel in der Pollenzeit stärker an Beschwerden leidet.
Aber auch Stress und eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmschleimhaut können sich negativ auswirken. Letztere entsteht beispielsweise in Folge einer entzündlichen Darmerkrankung oder Nahrungsmittelunverträglichkeit und wird durch Rauchen, eine zuckerreiche Ernährung sowie einige Zusatzstoffe erhöht.
Ernährungstherapie
Dies sind somit auch wichtige Punkte, die in der Ernährungstherapie beachtet werden können. Bei der Histaminunverträglichkeit liegt der Schwerpunkt vor allem darauf, eine persönliche Toleranzgrenze zu finden und Lebensmittel zu identifizieren, auf die besonders empfindlich reagiert wird. Vor allem zu Beginn ist es deshalb sinnvoll, größtenteils geeignete und histaminärmere Lebensmittel zu sich zu nehmen, um die Beschwerden erst einmal zu reduzieren oder abklingen zu lassen. In der Beobachtungsphase können dann Ernährungstagebücher und Lebensmittellisten helfen. Zudem ist eine individuelle Ernährungsberatung von Bedeutung.
Grundsätze für Betroffene
Trotz der Unterschiede bei der Verträglichkeit können sich Betroffene gemeinsam an folgenden Grundsätzen orientieren:
Ärztliche Hilfe und Diagnostik
Neben der Ernährungstherapie kann auch von ärztlicher Seite Hilfe in Anspruch genommen werden. Denn gegen schwere Beschwerden helfen Medikamente, sogenannte Antihistaminika.
Die Feststellung einer Histaminunverträglichkeit gestaltet sich hingegen nicht ganz so einfach. Denn derzeit existiert noch kein Verfahren, welches die Unverträglichkeitsreaktion nachweisen kann. Für eine Diagnose werden stattdessen zunächst alternative Krankheitsbilder ausgeschlossen. Darauf folgen einige Wochen, in denen bestimmte Nahrungsmittel vermieden werden. Treten dann im Rahmen einer Provokation erneut Beschwerden auf, wird die Histaminunverträglichkeit diagnostiziert.
Frei erwerblich sind zudem sogenannte Enzympräparate, welche die körpereigene DAO ersetzen sollen. Deren Wirkung ist allerdings stark umstritten. So können sie nicht unbedingt die gleiche biologische Aktivität wie das körpereigene Enzym entfalten und somit auch nicht die komplette Anpassung der Lebensgewohnheiten ersetzen.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Betroffene durch eine bewusste Ernährung und genaue Beobachtung bedeutende Fortschritte erzielen können. In Verbindung mit einer ausgewogenen Nährstoffzufuhr sowie Methoden zum Stressabbau bieten sich ihnen Möglichkeiten, eigenständig gegen ihre Beschwerden vorzugehen und somit selbst tätig zu werden.
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